Die Wiener Sängerknaben

sind einer der ältesten und berühmtesten Chöre der Welt: Spätestens seit dem 14. Jahrhundert sangen Knaben an den Höfen der Habsburger; der älteste Hinweis auf einen Knabenchor in der Hofburgkapelle datiert auf das Jahr 1296.

1498, vor mehr als einem halben Jahrtausend, verlegte der spätere Kaiser Maximilian I. seinen Hof und seine Hofmusik aus verschiedenen Residenzen nach Wien. Damit hatte er den Grundstein für die Wiener Hofmusikkapelle und schließlich auch für die Wiener Sängerknaben gelegt.
Über die Jahrhunderte zog der Wiener Hof berühmte Musiker wie Heinrich Isaac, Jacob Vaet, Philippe de Monte, Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Salieri oder Anton Bruckner an. Joseph Haydn, Michael Haydn und Franz Schubert sangen selbst als Kinder im Chor. Bis 1918 sang der Chor ausschließlich im Auftrag des Hofes. 1924 wurden die Wiener Sängerknaben als privater Verein neu organisiert. Seit 1926 haben 2800 Sängerknaben mehr als 1000 Tourneen in 100 verschiedene Länder unternommen.
 
Heute gibt es 90 aktive Wiener Sängerknaben zwischen neun und vierzehn Jahren, aufgeteilt auf vier Konzertchöre. Jeder der Chöre verbringt neun bis elf Wochen des Schuljahres – ein Trimester – auf Tournee. Die Wiener Sängerknaben bereisen nahezu alle Staaten Europas, Asien und Australien, Süd- und Mittelamerika, die USA und Kanada. Zusammen absolvieren die Chöre jährlich rund 300 Auftritte vor fast einer halben Million Zuschauern.

In Wien pflegen sie gemeinsam mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernchores als Hofmusikkapelle eine kaiserliche Tradition: seit 1498 musizieren sie regelmäßig in der Hofburgkapelle. Seit 2012 haben die Wiener Sängerknaben einen eigenen kleinen Konzertsaal: Im MuTh kann man die Chöre regelmäßig mit ihren neuesten Programmen ("Friday Afternoon") erleben.



Das Repertoire der Wiener Sängerknaben reicht vom Mittelalter bis zu zeitgenössischer Musik. Motetten und Lieder für Oberchor bilden den Kern des Repertoires, wie auch eigene Arrangements von Volksliedern und wienerischer Musik. Benjamin Britten, Petr Eben, Raoul Gehringer, Ola Gjeilo, Elena Kats-Chernin, Heinz Kratochwil, Balduin Sulzer, Wolfram Wagner und Gerald Wirth haben Werke für den Chor geschrieben.

Jedes Jahr wirken die Sängerknaben bei Oratorien, Passionen und symphonischen Werken mit; mit den Wiener Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, der Londoner und der Osloer Philharmonie, der Staatskapelle Berlin und dem Pittsburgh Symphony Orchestra, unter Dirigenten wie Christian Arming, Ivor Bolton, Philippe Jordan, Joana Mallwitz, Zubin Mehta, Riccardo Muti, Kent Nagano, Christian Thielemann, Lorenzo Viotti, Simone Young. Zu den besonderen Highlights zählen die Mitwirkungen beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, zuletzt 2012 und 2016 unter Leitung von Mariss Jansons; 2023 unter Franz Welser-Möst.


Die Wiener Sängerknaben sind immer wieder bei Produktionen der Wiener Opernhäuser und der Salzburger Festspiele zu sehen; vor allem in Mozarts Zauberflöte. Hin und wieder sind sie auch im Sprechtheater zu erleben - zuletzt in einer Inszenierung von Thomas Bernhards "Jagdgesellschaft" im Wiener Akademietheater.


Seit den 1920er Jahren sammeln die Chöre auf ihren Reisen Lieder. Eines der erklärten Ziele der Wiener Sängerknaben ist es, die Buben mit möglichst vielen Arten von Musik vertraut zu machen. Die Ergebnisse dieser Arbeit – oft mit internationalen Gastkünstlern - kann man bei Crossover und Weltmusik-Konzerten im MuTh hören und sehen.

Kinderopern und szenische Projekte sind seit den 1920er Jahren im Repertoire; zwischen 1926 und 2012 gab es auch Tourneeproduktionen. In den letzten 25 Jahren haben die Wiener Sängerknaben eine Reihe neuer Opern produziert, darunter Gerald Wirths „Die Reise des kleinen Prinzen“ nach Antoine de Saint-Exupérys berühmtem Buch und Raoul Gehringers „Moby-Dick“ nach dem Roman von Herman Melville. 2010 wurde Gerald Wirths „1398 - der Bettelknabe“ – eine Integrationsoper aus dem Mittelalter - mit fast 100 Mitwirkenden im Musikverein uraufgeführt; 2016 gab es im MuTh eine neue Fassung der Oper in der Regie von Maria Happel zu sehen. Speziell für Kinder entstanden Komponistenportraits von Benjamin Britten (Regie: Christiane Lutz), Joseph Haydn (Regie: Peter Pacher), Wolfgang Amadeus Mozart (Regie: Hanspeter Horner) und Franz Schubert (Regie: Michael Schachermaier).



Die erste Tonaufnahme - noch mit den Hofsängerknaben – entstand 1907. Seither wurden regelmäßig Aufnahmen gemacht:  43 Schellacks, 55 Singles, 128 LPs und 152 CDs stehen zu Buch. Die zweimaligen Grammy-Gewinner sind auf allen großen Labels vertreten. 2015 wurde ein langfristiger Vertrag mit Universal Music – Deutsche Grammophon unterzeichnet: Nach einer Weihnachts-CD erschienen 2018 die CD "Strauss For Ever" und 2021 das Album "Together". Zum 525-Jahr-Jubiläum erschien 2023 die Live-Aufnahme des Festkonzertes im Wiener Musikverein.

Zahlreiche Filme und internationale TV-Dokumentationen belegen die Popularität der globetrottenden Knaben.

Derzeit besuchen 330 Kinder und Jugendliche den Campus im barocken Wiener Augarten. Begabte Buben werden im Alter von zehn in einen der vier Knabenchöre aufgenommen; Mädchen singen mit den Wiener Chormädchen weiter. Im Gymnasium findet der Unterricht in kleinen Gruppen statt. Seit 2010 gibt es eine Oberstufe für Jungen und Mädchen mit Schwerpunkt Vokalmusik. Der mit der Musikuniversität Wien und dem Salzburger Mozarteum entwickelte Lehrplan ist auf junge Stimmen zugeschnitten; die Schule ist die einzige ihrer Art. Jede Schülerin, jeder Schüler soll bestmöglich gefördert werden.
 
Ein Drittel der Schüler ergreift künstlerische Berufe; sie werden Komponisten, Dirigenten, Sänger oder Instrumentalisten. Andere singen und musizieren in ihrer Freizeit. Es gibt zwei Männerchöre, die sich ausschließlich aus ehemaligen Wiener Sängerknaben zusammensetzen - den Chorus Viennensis und die Choralschola der Wiener Hofburgkapelle. Inzwischen gibt es auch ein A-capella-Ensemble, VieVox und den gemischten Alumni-Chor.






Verein Wiener Sängerknaben

Die Wiener Sängerknaben sind ein privater, gemeinnütziger Verein. Mitglieder des Vereins sind 140 ehemalige Wiener Sängerknaben. Die Hauptversammlung des Vereins wählt den Vorstand, der wiederum bestellt die Funktionsträger des Instituts. Die Arbeit im Vorstand ist ehrenamtlich und unbezahlt.

Die Wiener Sängerknaben verstehen sich als eine erweiterte Familie; neben den aktiven und ehemaligen Sängerknaben gehören die Mitarbeiter, die Lehrer und natürlich die Eltern dazu.

Viele ehemalige Sängerknaben singen im Chorus Viennensis oder in der Choralschola der Wiener Hofburgkapelle.

 

Vorstandsmitglieder

Mag. Erich Arthold, Präsident
Mag. Gregor Morawetz, Erster Vizepräsident
DI Volker Dienst, Zweiter Vizepräsident

Dr. Thomas Hönigmann, Schriftführer
Mag. Wolfgang Nowak
Mag. (FH) Thomas Puchegger, Kassier
Benjamin Schmidinger
Arthur Trainacher
Professor Gerald Wirth, Künstlerischer Leiter
Dr. Christian Zwick

Rechnungsprüfer:
Dr. Alexander Obransky
OSRin Elisabeth Ondraschek